Frag nicht den tauben Stein, wenn er im See versinkt, ob seiner Welle Spur zum Rand des Weltalls dringt. Was könnt er dir von seinen Kreisen sagen?
Frag auch die Blüte nicht, wofür sie fröhlich winkt. Sie ist verblüht, bevor Aus ihr die Frucht entspringt, und könnt' des Frühlings Kürze nur beklagen.
Und frage nicht das Rad, das andern Rädern gleicht: Was bleibt? Es treibt, soweit sein Umkreis reicht, das Werk voran und schweigt.
So stellt auch mir, Ihr ernsten Fragen, nicht länger nach. Fragt nicht: Was bleibt zurück von dir? Wie lange und wofür? Was soll ich euch zur Antwort sagen? -- Ich schaffe und ich weiß: es bleibt; und weiß nicht mehr die Fragen.
ein sehr schöner Text, geheimnisvolle Poesie, die mich den ewig Suchenden und Fragenden lehrt: Frag nicht! So bleibt für mich ungeklärt, ob es sich bei diesem Gedicht um eine mir noch unbekannte Gedicht- bzw. Strophenform handelt.
viele Dank für dein verständnisvollen Kommentar. Es ist keine besondere Strophenform. Insgesamt ist es jambisch, Zeilenlänge und Reimfolge ist recht variabel, aber nicht willkürlich, sondern beides orientiert sich an der von mir intendierten Phrasierung, bzw. dem Rhythmus.
Liebe Grüße Thomas
P.S.: Wenn man eine der ersten drei Strophen weglässt, könnte man ein Sonett daraus machen.
vielen Dank für deinen sehr interessanten Kommentar und die genaue Analyse.
Ist der Text streitbar? Da wir doch alle unter 50 sind, wahrscheinlich nicht!
Aber im Ernst. Auch im hohen Alter, in dem Sorgen und Zweifel natürlich zunehmen, hilft doch nichts anderes, als sich das Bewusstsein für die Bedeutung des eigenen Schaffens zu vergegenwärtigen. Ich will nicht "anti-philosophisch" sein, aber wenn man das, was Goethe in Selige Sehnsucht "stirb und werden" nannte, spürt, dann werden diese Existenzfragen, welche Sorge und Zweifel so gerne in den Vordergrund stellen, etwas relativiert. Das wollte ich als "alter Knacker unter 50" sagen.
dein Gedicht sagt mir, dass ich ein kleines Rädchen im Getriebe bin und viele Zusammenhänge nicht verstehe, ja, nie verstehen werde. Deine Verse lassen mich nachdenklich und fragend zurück. Sind es nicht gerade die Fragen gewesen, die das Unmögliche hinterfragen und die Menschheit vorangebracht haben? So wie der ins Meer geworfene Stein vielleicht irgendwo im Universum etwas auslöst und die Blüte durch ihr Dasein am Gedeihen der Natur mitwirkt, so fügen wir ein weiteres Mosaiksteinchen zum großen Ganzen bei.
Ein wirklich schönes Gedicht mit Tiefgang, das ich gerne gelesen habe.
vielen Dank. Auch wenn man es nicht ergründen kann, glaube ich doch, dass etwas bleibt. Es impliziert auch, dass wir den vielen Generationen, die vor uns gelebt haben, viel verdanken.
vielen Dank für das schöne Lied und die herrlichen Bilder. Es ist wirklich "behutsam". Ich habe es gerne mehrmals angehört und verstehe mittlerweile auch die Worte.
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